Cafayate und die Valles Calchaquies: Viel Landschaft und viel Wein
Schon die Fahrt nach Cafayate ist ein Spektakel. Knapp 200 Kilometer sind es aus der Provinzhauptstadt Salta, rund 80 davon führen durch die sogenannte Quebrada de las Conchas. Das dominante Rot der Berge kontrastiert hier mit dem satten Grün entlang des Flusses. Ich bin diese Straße schon viele Male gefahren und jedes Mal wieder zieht mich die einzigartige Landschaft in ihren Bann. Man braucht nicht wirklich einen Grund um an diesen Ort zurückzukommen, doch dieses Mal habe ich gleich mehrere. Ich bin mit meinem Bruder unterwegs, für den die Gegend rund um Salta absolutes Neuland darstellt. Doch für einen alten Weinkenner wie Lukas steht ein Ort wie Cafayate natürlich ganz weit oben auf seiner Wunschliste.
Die Toskana Argentiniens
Weinbau ist in den Provinzen Salta und Jujuy bislang meist ein Hobby der wohlhabenden Oberschicht. Bereits bei der Anfahrt fallen uns die pompösen, teilweise herrschaftlich angelegten Weingüter auf. Ob Cafayate nun eher an das südafrikanische Stellenbosch oder an die italienische Toskana erinnert sei einmal dahingestellt, die vielen Eisdielen und Restaurants, die ausladenden Weingüter im Kolonialstil, die umliegenden Berge und der immer-blaue Himmel machten aus dem ehemals verschlafenen geographischen Zentrum der Valles Calchaquies in kürzester Zeit einen echten Backpacker-Magneten.
Für Lukas Weinblog sind wir auf mehreren Weingütern mit den zuständigen Weinbauern verabredet. Unsere Tage haben eine klare Aufteilung: Während wir die kühlen Morgenstunden mit Wanderungen oder dem Mountainbike verbringen, werden die Nachmittage den Weinproben gewidmet. Die Abende lassen wir gemütlich in den rustikalen Kneipen des Dorfes, beispielsweise im El Hornito, bei Empanadas, günstigem Hauswein und jeder Menge Humitas und Tamales ausklingen.
Die Möglichkeiten für Outdoor-Sport sind hier vielseitig. Sowohl die vierstündige Wanderung auf den Cerro de la Cruz, ein Hike in der Quebrada de las Conchas oder auch die Mountainbike-Tour entlang der Ruta Nacional 68 sollte man aufgrund der sengenden Sonne und der hohen Temperaturen jedoch auf keinen Fall unterschätzen. Wer den Bergsport in den Alpen gewohnt ist, wird über die oft wenig bis gar nicht vorhandene Ausschilderung nur den Kopf schütteln können. Wo man bei Cafayates Hausberg mit ein wenig rumfragen zumindest noch den Beginn der Wanderung findet, hilft in der Quebrada de las Conchas tatsächlich nur noch ausprobieren. Wer den nötigen Mut mitbringt hier einfach mal drauf los zu starten, wird mit Aussichten der Extraklasse belohnt – und genießt diese definitiv für sich allein.
Surreale Landschaften entlang der Ruta 40
Auf der Weiterfahrt Richtung Norden wird aus der asphaltierten Straße bald eine (gut befestigte) Schotterstraße. Während sich das flache und fruchtbare Tal zunehmend in eine zerklüftete Gesteinswelt verwandelt, wird aus den Rot- und Grüntönen Cafayates plötzlich ein Weiß- bis Beige. Wir befinden uns mitten in der Quebrada de las Flechas, der Schlucht der Pfeile. Tatsächlich ragen die Felsen wie Pfeilspitzen aus dem Boden. Eine surreale Landschaft, die sich auch vor wesentlich bekannteren Sehenswürdigkeiten Saltas nicht zu verstecken braucht. Wir lassen die Schlucht hinter uns und ruckeln auf der Schotterpiste weiter Richtung Norden. Landwirtschaft spielt in dieser Gegend eine große Rolle und so begegnen wir auf unserem Weg Hirten, Gauchos und vielen Paprikaplantagen. Mit dem Herbst beginnt in Nordwest-Argentinien die Trockenzeit. Zu dieser Jahreszeit werden nicht nur jede Menge traditionelle Feste veranstaltet, sondern es findet auch die Paprikaernte statt. Diese wird anschließend zum Trocknen am Boden verteilt, so dass ein tiefes Rot die Landschaft überzieht. Wieder fällt mir nur ein passendes Wort zur Beschreibung ein: Surreal.
Eine Oase an der Ruta 40: Das Städtchen Cachi
Das unentwegte Ruckeln kann in einem klapprigen Renault Kangoo schon etwas nervenzehrend werden und so sind wir wirklich erleichtert, als wir kurz nach unserem kurzen Café-Stopp in Seclantás endlich das idyllisch gelegene Städtchen Cachi erreichen. Die fantastische Lage und die kolonial-barocke Altstadt machen das Dorf auf 2530 Metern zu einem malerischen Ort. Im Gegensatz zu Cafayate scheint hier alles etwas gepflegter und schicker, die Fassaden erinnern mich an die peruanische Stadt Arequipa. Cachi ist definitiv kein klassischer Backpacker-Ort. Spontan fällt mir tatsächlich kein schickerer Ort in Argentinien ein. Der Ort wird umringt von vielen Kakteen, landwirtschaftlichen Feldern und einigen Weingütern die allesamt miteinander um den „höchsten Wein der Welt“ konkurrieren. Dahinter erhebt sich als stiller Riese der Nevado de Cachi, ein aus sieben Gipfeln bestehender Bergkomplex, dessen Hauptgipfel 6380 Meter hoch ist. Als die tiefstehende Sonne am frühen Abend die weißen Fassaden in ein goldenes Licht zu tünchen beginnt wird es zunehmend frischer. Wir lassen den Tag in einem der erstklassigen Restaurants des Ortes (Viracocha) ausklingen und freuen uns bereits auf unsere Weiterfahrt über die Cuesta del Obispo.
Wer möchte, kann die hier beschriebene Tour weiter ausbauen und über den Abra del Acay zu den Salinas Grandes fahren. Von hier geht es beispielsweise in die Quebrada de Humahuaca oder nach San Pedro de Atacama.
Disclaimer: Da ich mit Bergans of Norway, Eagle Creek und Gregory zusammenarbeite, wurden uns die abgebildeten Produkte kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Inhalt dieses Blog-Artikels bleibt davon unbeeinflusst.