Zu den Salinas Grandes: Eine weiße Wüste auf 3400 Metern

Die argentinischen Salinas Grandes haben sich bei einem Besuch der Provinzen Salta und Jujuy zu einem echten Muss entwickelt. Schon von weitem kündigt sich ein weißer Schimmer am Horizont an. Auf über 3400 Metern gelegen - und in etwa so groß wie die Oberfläche von Buenos Aires - bildet das ewige Weiß einen starken Kontrast zum immerwährenden Blau des Himmels. Die Salinas Grandes haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Die karge Schönheit dieser Gegend ist eines meiner absoluten Argentinien-Highlights. In diesem Artikel möchte ich ein paar persönliche Reisetipps mit dir teilen.

Der Highway führt heute mitten durch die Salinas Grandes.

Der Highway führt heute mitten durch die Salinas Grandes.

 

Über die Cuesta de Lipán

Lässt man das touristische Dörfchen Purmamarca mit seinem Cerro de los Siete Colores (Berg der sieben Farben) und seinem täglichen Souvenirmarkt einmal hinter sich, wird es bald ruhig. Obwohl die Ruta Nacional 52 neben Mendoza die wichtigste Verkehrsverbindung nach Chile darstellt, sind an diesem Tag nur wenige Autos unterwegs. Stetig bergauf führt die Straße durch eine breite Schlucht, deren massive Felswände an Borkenschokolade erinnern. Nachdem ich auch den letzten kleinen Weiler hinter mir lasse geht es in Serpentinen immer weiter bergauf. Hier und da gibt es Möglichkeiten Halt zu machen und die Passstraße hinunterzublicken. Ich kenne die Straße gut und fahre sie nicht zum ersten Mal. Doch der Blick nach unten ist immer wieder beeindruckend. Unglaublich, dass die Straße erst in den 1970er Jahren angelegt wurde. Asphaltiert ist sie erst seit 2005. Davor gab es lediglich einen ausgetrampelten Weg für die Eselskarawanen. Jeglicher Handel zwischen der Puna (Hochland) und der Quebrada (Tal) fand auf diese Weise statt. 20 Tage hin, 20 Tage zurück. Alternativ - und etwas abenteuerlicher - ist die Anfahrt auch über die Valles Calchaquies und den Abra del Acay von Cachi aus möglich.

Heute dauert eine Fahrt hinauf etwa 2 Stunden. Sobald ich den Pass der Cuesta de Lipán hinter mir lasse kann ich am Horizont das weiße Schimmern erkennen. An einer ihrer schmalsten Stellen werden die Salinas Grandes vom Highway Ruta Nacional 52 durchquert. Ich lasse mein Auto an einer der beiden größeren Haltebuchten stehen und laufe über die weiße Salzkruste.

 

Von Tourismus, Salzabbau und Viehhaltung

Mit der Asphaltierung der Straße kamen ab 2005 auch die Besucher. Die Nähe zur touristischen Quebrada de Humahuaca beschert den Salinas Grandes heute mehrere Hundert Touristen am Tag. Die umliegenden indigenen Gemeinschaften haben sich dies geschickt zu Nutze gemacht und verkaufen Tortillas und handgearbeitete Souvenirs. Wer mag, kann sich für umgerechnet 7 Euro auch direkt an einer Haltebucht einen lokalen Guide mit ins Auto holen und zu den Ojos del Salar fahren. Diese Wasseraugen mitten in der Salzwüste können zwar mit den Ojos de Mar bei Tolar Grande nicht ganz mithalten, entgehen lassen würde ich sie mir aber auf keinen Fall.

Neben dem Tourismus leben die Menschen hier vor allem von der Viehhaltung (Lamas, Schafe, Ziegen) und der Salzextraktion. Salz wird an den Salinas Grandes schon seit prähistorischen Zeiten gewonnen. Was einst als Tauschmittel für Obst, Gemüse, Zucker und Mehl diente, hat sich zum wirtschaftlich wichtigsten Standbein vieler Gemeinschaften entwickelt und ist heute identitätsstiftend für eine ganze Region. Besonders stark ist deshalb auch der Widerstand gegen eine mögliche Erschließung der Lithiumvorkommen. Meine Bilderstrecke zu diesem Thema wurde vor kurzem auf Spiegel Online veröffentlicht. Wer die Salzextraktion nicht nur aus der Ferne beobachten möchte, sondern hautnah erleben will, dem helfe ich gerne bei der Organisation.

 

Sternenklare Nacht

Die Salinas Grandes werden ab Tilcara und Purmamarca von vielen Tourismusbüros als klassische Tagestour angeboten. Wer den Luxus hat, mit einem Mietwagen unterwegs zu sein, dem empfehle ich jedoch mindestens eine Nacht hier oben zu verbringen. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es mehr als man zunächst vermuten mag. Empfehlen kann ich beispielsweise die Unterkunft von Anastasia in der Gemeinschaft Tres Pozos oder die Posada von Fermina in der Gemeinschaft Cerro Negro.   

Nach einem Mittagessen in der Kantine Runa Cachi kann man entspannt den Sonnenuntergang an den Salinas Grandes genießen. Auch ein nächtliches Wiederkommen lohnt sich. Wer sich entschließt eine Nacht hier oben zu verbringen wird zwar nicht unbedingt mit Komfort verwöhnt, der Nachthimmel lässt jedoch die Sterne eines jeden Hotels alt aussehen.

Wenn der Abend über die Salinas Grandes hereinbricht wird es erst richtig spannend.

Wenn der Abend über die Salinas Grandes hereinbricht wird es erst richtig spannend.