Wandern rund um die Bucht von Kotor, Montenegro
Kotor ist heute vor allem aufgrund seiner Lage am südlichsten Fjord Europas bekannt. Tatsächlich ist die gesamte Bucht schlichtweg atemberaubend. Burgen, kleine ehemalige Fischerdörfer, schroffe Felsen und dazu ein fantastischer Ausblick auf die Adria – die Bucht von Kotor kann landschaftlich überzeugen und ist nicht umsonst seit 1979 Weltnaturerbe der UNESCO.
Zudem gibt kaum einen Ort in Montenegro, an dem sich die vielseitige Geschichte des kleinen Balkanstaates besser erfahren und beobachten lässt als in Kotor. Montenegro, erst seit 2006 offiziell unabhängig, gehörte in der Vergangenheit zu Serbien, Jugoslawien, Österreich-Ungarn sowie teilweise auch zum Osmanischen Reich und der Republik Venedig. Die Mixtur aus unterschiedlichen Architekturstilen, einer vielfältigen Gastronomie und landschaftlicher Schönheit ist definitiv faszinierend. Doch auch der Massentourismus hat Kotor längst für sich entdeckt. Täglich legen hier mehrere Kreuzfahrtschiffe an und spülen ihre Passagiere in Grüppchen in die malerische Altstadt. Die Restaurants sind im nationalen Durchschnitt teuer, die Souvenirgeschäfte ramschig. Ein Besuch lohnt sich dennoch…
Wir besuchten Kotor in der Nebensaison, Anfang Oktober. Die Temperaturen knackten die 20-Grad Marke im Tagesverlauf immer noch mit Leichtigkeit, doch die kühlen Morgen waren ideal für ein paar Wanderungen in die umliegende Berglandschaft. Die Möglichkeiten sind dabei extrem vielseitig, weshalb ich euch hier kurz meine Favoriten vorstellen möchte. Wer eine ausgiebige Beschreibung verschiedener Wanderungen sucht, dem empfehle ich den Rother Wanderführer Montenegro, den ich sehr hilfreich fand.
Vranovo Brdo
Vranovo Brdo ist eine alte Festung hoch über der Bucht von Kotor. Vom Ausgangspunkt Orahovac, super mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, am Ufer gelegen geht es auf eine alte Burgruine auf etwa 750 Metern. Dabei kommt man auch an der ehemaligen Kaserne Jezevic sowie dem verlassenen Dorf Stepen vorbei. Die Wanderung ist traumhaft und extrem aussichtsreich. Erst geht es über einen befestigten ehemaligen Militärsteig in weiten Serpentinen, nach der Abzweigung zur Kaserne dann durch dichten Wald bergauf. Nach der Burgruine wandert man kurz weglos weiter Richtung Westen und trifft dann auf einen Steig bergab Richtung Perast. Dieser Weg ist sehr zugewachsen. Wenn es die Temperaturen zulassen empfehle ich hier eine lange Hose. GPS-Daten zu dieser Tour gibt es mittlerweile auf outdooractive.com.
Achtung: Wir trafen auf dem Weg auf insgesamt 3 Schlangen, eine für meine Begriffe recht groß. Laut Rother Wanderführer wurden hier in der Vergangenheit auch schon vereinzelt Hornvipern gesichtet. Dementsprechend sollte man bei Felsspalten und natürlich vor allem mit Kindern vorsichtig sein. Nicht zu unterschätzen ist bei dieser Wanderung auch die Hitze. Unbedingt die Mittagszeit meiden und ausreichend Trinken mitnehmen.
Auf den Radoštak
Der Radoštak ist mit 1445m über dem Meeresspiegel ein idealer Aussichtsberg, der sich leicht in 1.30 Stunden (etwa 550 hm) erklimmen lässt. Von hier oben hat man nicht nur eine fantastische Aussicht auf die Bucht von Kotor und den Küstenort Herceg Novi, sondern schaut auch bis Kroatien und auf die offene Adria.
Die Wanderung startet bei der Quelle Izvor Cesma, die ohne Navigationssystem oder Google Maps nicht ganz leicht zu finden ist. Vor Herceg Novi der Straße bergauf Richtung Kameno folgen, dann rechts abbiegen Richtung Ubli. Nach ein paar Kilometern weist ein Schild auf das Motel Borici hin. Erst dem Straßenverlauf weiter folgen, dann etwa 800 Metern nach der Abzweigung zum Motel Borici rechts abbiegen. An der Abzweigung findet sich ein recht großes Tier- oder Hundeheim. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Ausgangspunkt leider nicht zu erreichen.
Die Wanderung ist nicht allzu schwer, der Weg gut ersichtlich. Bei der Quelle biegt man links ab, steigt erst über Geröll, quert die Landstraße und wandert dann über einen schönen Steig durch den dichten Wald. Sobald man offeneres Gelände erreicht hält man sich links. Die Aussicht ist bereits hier wunderschön. Auch auf dem Weg zum Radoštak trafen wir wenige Meter unter dem Gipfel auf eine Schlange. Biwakieren kann ich also in dieser Gegend – trotz des wahrscheinlich fantastischen Panoramas – nicht empfehlen.
Die Festung von Kotor
Eine Tour auf die Burg hoch über Kotor ist zwar keine „richtige“ Wanderung (ca. 215 Höhenmeter und 1300 Treppenstufen), lohnt sich aber aufgrund der wirklich grandiosen Aussicht auf jeden Fall… Auch ist die Burg längst kein Geheimtipp mehr. Wer die Burg etwas in Ruhe genießen möchte sollte am frühen Morgen oder späteren Abend herkommen. Zum Sonnenauf- oder Sonnenuntergang genießt man den Ausblick nicht nur im schönsten Licht, sondern umgeht auch noch die 8 Euro Eintritt (Stand 2019).
Auch eine Wanderung auf den Krstac lässt sich hervorragend mit einer Besichtigung der Festung verbinden. Dabei kann man auf dem Rückweg über eine gut ersichtliche Leiter in die Burg steigen. Wichtig: Im Oktober war dieser mehr oder weniger offizielle Ein-/Ausgang von einem Sicherheitsbeamten bewacht. Wer während der Hauptöffnungszeiten in die Burg rein oder raus möchte, muss an dieser Stelle sein Ticket vorzeigen. Eine Sonnenaufgangstour auf die Burg lässt sich deshalb leider nicht mit einem Weiterwandern auf den Krstac verbinden. Wer nach ca. 18 Uhr von seiner Wanderung zurückkommt kann dafür jedoch über die Burg absteigen.